Ingenieure sind doch immer wieder für eine Überraschung gut. Gefragt nach den hauptsächlichen Erfolgsfaktoren des Engineering-Dienstleisters HotSwap antwortet der Geschäftsführer: Spaß und Kultur.

Das muss dann doch erklärt werden. Schließlich ist die Entwicklungsarbeit für große Kunden insbesondere aus der Medizintechnik-Industrie doch in erster Linie von viel technologischem Know-how und jeder Menge Erfahrung geprägt, oder? Rainer Landich nickt. Aber worauf es ankomme, sei das „schwedische“ Klima, das unter den Mitarbeitern und in den Kunden-Projekten herrsche. „Bei uns steht der Spaß ganz oben im Werte-Leitbild. Wir glauben an die Eigenmotivation von Menschen. Und wir stellen nur Mitarbeiter ein, die eine große Freiheit im eigenen Kopf und eine positive, soziale Grundeinstellung mitbringen. Wir brauchen – und finden immer wieder! – echte technologische Problemlöser, keine Entwicklungsbeamten.“

Hot-Swap-Engineering-Projekt: „Carrera-Rennbahn“ fürs Labor (Foto: Wurzbach)

Das Engineering- und Consulting-Unternehmen mit schwedischen Wurzeln gibt ist in Deutschland seit 2006. Aus dem kleinen Gründerteam sind inzwischen im Gesamtunternehmen über 100 mitwirkende Ingenieure aus den Bereichen Software, Mechanik und Elektronik geworden, ein knappes Drittel von ihnen weiblichen Geschlechts. Im TZL-Campus-Gebäude im Hochschulstadtteil erfreuen sich 20 Mitarbeiter an der „schwedischen“ Unternehmenskultur des persönlichen Kennens, der heterogenen Teams und der flachen Hierarchien mit ganz kurzen Wegen. Die kurzen Wege schätzen die Hot-Swapper auch auf dem Lübecker Hochschulcampus. Hier engagiert das Unternehmen sich in Projekten mit verschiedenen Instituten, zum Beispiel im Bereich Medizingerätevernetzung. „Wir arbeiten gerne mit Praktikanten und Absolventen aus Lübeck. Und wir unterstützen die neue Fab-Lab-Idee des TZL, eine neue High-Tech-Werkstatt einzurichten, in der vom Schüler bis zum Doktoranden und Gründer verschiedene Menschen produktnahe Erfahrungen in Industrie 4.0 machen können“, erzählt Landich.

Und was bedeutet nun der ungewöhnliche Firmen-Name? „HotSwap“ heißt auf deutsch so viel wie „Austausch im laufenden Betrieb“, oft bezogen etwa auf Wechselfestplatten im PC-Bereich. Für Rainer Landich, den promovierten Elektrontechnik-Ingenieur aus dem Ruhrgebiet, sagt dieser Name aus, dass das Unternehmen sehr flexibel auf die speziellen Anforderungen seiner Kunden in allen Phasen der Entwicklung und des Lebenszyklus eines Produktes eingeht. „Und wenn im Projekt mal überraschend neue Ressourcen gebraucht werden, finden wir unter unseren Leuten immer einen, der das spezielle Know-how und ein passendes Zeitfenster mitbringt.“ Dabei würden die Mitarbeiter – anders als in der „deutschen“ Überstunden-Kultur – stets dazu angehalten, statt neuer Mehrarbeitsstunden auf andere Mitarbeiter-Ressourcen zurückzugreifen. „Denn“, so der 50-Jährige, „wir haben eine umfassende ethische Verantwortung nicht nur für unsere Kunden und insbesondere die medizintechnischen Produkte, sondern auch für unsere Mitarbeiter. Wie gesagt: Spaß-Kultur ist nichts Negatives, sondern leistungs- und einstellungsfördernd. Unser anhaltendes Wachstum gibt uns Recht. So haben wir in 2013 allein in Deutschland rund 40 High-End-Aufträge  umgesetzt.“

Das sind Projekte, die oft an der Spitze der technologischen Entwicklung arbeiten und für den Kunden am Markt Alleinstellung schaffen. Ein aktuelles „Bonbon-Projekt“ gibt Landich in Umrissen preis. So konnte für den Laborausstatter und -dienstleister GLP aus Hamburg eine Laborstraße weiterentwickelt werden, die im Projekt gern als „Carrera-Rennbahn fürs Labor“ bezeichnet wurde. Hier ging es insbesondere darum, neue Robotik-Module und eine zentrale Software-Steuerung zu implementieren. Der Kunde ist laut Landich hoch zufrieden. „Und die Mitarbeiter dort freuten sich über unsere lockere Art, die sie in anderen Projekten mit externen Partnern nicht so gewohnt waren. Erfolgsfaktor Mensch halt“, grinst der überzeugte HotSwapper Landich.